Akzeptanzmanagement statt Akzeptanzforschung!

Kürzlich nahm ich mal wieder an einer Veranstaltung zur Akzeptanzforschung im Windenergiebereich teil. Die Veranstaltung war super organisiert, man kam mit vielen Leuten ins Gespräch und es wurden die neuesten Forschungsergebnisse vorgestellt. Da ging es um die unterschiedlichen Faktoren, die die Akzeptanz der Windenergie vor Ort positiv oder negativ beeinflussen, es ging um die Akteure, die Einfluss nehmen, es ging um die “narrative” also Erzählungen, die im Diskurs um Windenergie transportiert werden, ja es ging sogar um den Vergleich der Windakzeptanz zwischen verschiedenen Ländern. Und trotzdem fehlte etwas. Das wurde am Ende der Vorträge deutlich, als beschrieben wurde, dass wir jedes Jahr an Land eine Windenergieleistung von 4 GW dazu bauen müssten, um die selbstgesteckten Klimaziele zu erreichen. Doch 4 GW bedeuten, dass jedes Jahr ca. 1.000 Windräder in Deutschland dazukommen müssten. 1.000 Windräder, wo es jetzt schon kaum noch Flächen dafür gibt. 1.000 Windräder, wo doch heute schon massiv gegen jedes einzelne Windrad gekämpft wird.

Was also tun? Brauchen wir wirklich noch mehr Akzeptanzforschung, um noch genauer zu verstehen, welche Faktoren Einfluss auf die Akzeptanz haben? Oder bräuchten wir die vielen Kommunikationsexperten, die jetzt am Thema Windakzeptanz forschen, nicht viel dringender in der Praxis?

Meiner festen Überzeugung nach, werden wir die großen Aufgaben, die wir durch den notwendigen Ausbau Erneuerbarer Energien vor uns haben, niemals schaffen, wenn wir uns weiterhin auf die Erforschung von Faktoren und Gelingensbedingungen konzentrieren. Stattdessen brauchen wir Wissen darüber,

  • wie wir Menschen vor Ort dabei unterstützen können, konstruktiv mit Konflikten umzugehen,

  • wie wir vor Ort das Feld nicht den Populisten überlassen,

  • wie wir Unterstützer auf die Straße bringen oder

  • wie wir Meinungen bilden und gezielt in die Öffentlichkeit tragen.

Wir brauchen also mehr Management-Wissen. Wissen, das das “Wie” in den Mittelpunkt stellt. Wir brauchen einen gut gefüllten Koffer mit Methoden, wie man in eskalierende Konflikte eingreifen kann, wie man die Deutungshoheit im Diskurs erlangt, wie man Menschen in Unterstützerkampagnen einbindet. Dieses Wissen findet man jedoch nicht im Büro oder in Publikationen, sondern in der Praxis. Nur in der Praxis können wir die Erfahrungen sammeln, die wir für das Akzeptanzmanagement brauchen. Nur hier lernen wir, wann und unter welchen Bedingungen ein bestimmtes Tool eingesetzt werden sollte oder eben nicht.

Nur wenn wir ein Pool aus strategisch arbeitenden Akzeptanzmanager:innen haben, kann es uns gelingen, die für die Energiewende notwendigen Windräder, Solarparks oder Hochspannungsmasten in die Welt zu bringen und vor Ort Menschen für Veränderungen zu sensibilisieren, aufzuklären, zu motivieren und zu mobilisieren.

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Warum die “Schweigende Mehrheit” schweigt?

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