Den Kampf ums Klima gewinnt man mit Aktionen nicht mit der Moralkeule

"Kampf ums Klima" ist der reißerische Titel der Doku im Ersten. Und um zu zeigen, wie umfassend dieser Kampf ist, beleuchten die Filmemacher das ganze Netzwerk der Verhinderer der Energiewende, der Kohlelobbyisten und Rechtspopulisten. Da zu einem Kampf immer auch eine Gegenseite gehört, wurden zumindest noch Jugendliche der Last Generation gezeigt, die unter anderem dadurch auffallen, dass sie sich auf Straßen und an Gemälden festkleben. Ansonsten bleibt die Pro-Klimaschutz-Seite des “Kampfes” ungewöhnlich unterbelichtet. Mit Sicherheit hätte man auch hier Netzwerke bis in die höchsten Ebenen der Grünen, ins Umwelt- und Wirtschaftsministerium oder auch zu Naturschutzorganisationen aufdecken können. Gezeigt wurde aber nur das “Netzwerk des Bösen”.

Aber ganz ehrlich, erst einmal waren da nur Menschen zu sehen, die unterschiedliche Interessen haben. Menschen, die den Ausbau erneuerbarer Energien voranbringen oder ausbremsen wollen. Und wer seine Position stärken will, sucht natürlich nach Unterstützern und baut sich nach und nach ein Netzwerk auf. Warum das eine Netzwerk gut und das andere böse sein soll, entzieht sich meiner Kenntnis.

Es mag sein, dass die Position derer, die fossile Brennstoffe weiterhin nutzen wollen, nicht dem aktuellen Zeitgeist entspricht, aber böse ist sie damit noch nicht. Ja in Kämpfen geht es doch gerade darum, möglichst viele Truppen hinter sich zu scharen, um die eigenen Interessen durchzusetzen. So wie im Fußball nicht eine Mannschaft automatisch böse ist, nur weil ich ein Fan der anderen Mannschaft bin.

Wichtiger wäre es doch anzuerkennen, dass es neben meinen Interessen noch ganz andere gibt und dass diese Interessen immer noch großen Einfluss in der Gesellschaft haben. Statt über böse Netzwerke zu schimpfen, gilt es, diese Herausforderung anzunehmen und wie bei einem guten Fußballspiel über clevere Taktiken und spontane Tricks Tore zu schießen. Am Ende gewinnt der mit den meisten Toren, nicht der, der den moralischen Zeitgeist an seiner Seite wähnt.

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Wer ist eigentlich die schweigende Mehrheit?

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Akzeptanz ist eine Frage der Perspektive