Tipp 4: Entscheidungsträger direkt ansprechen

Praxis-Tipps im Umgang mit Bürgerprotesten

Suchen Sie das persönliche Gespräch mit der Bürgermeisterin und dem Gemeinderat. Sprechen Sie offen darüber, wie Sie die Menschen im Ort über Ihr Projekt informieren oder beteiligen wollen. Fragen Sie nach, wen Sie unbedingt einbeziehen sollten und ob es Veranstaltungsräume gibt, die Sie nutzen könnten. Versuchen Sie, Bürgermeisterin und Gemeinderat von Anfang an auf Ihrer Seite zu haben – und nicht gegen Sie.

Im direkten Gespräch lernen Sie die Leute kennen, mit denen Sie es noch eine ganze Weile zu tun haben werden. Sie können Ihr Anliegen direkt vorbringen. Manchmal erfahren Sie auch Interna aus dem Ort. Das Wichtigste ist jedoch, dass Sie ein deutliches Signal aussenden, wenn Sie zum Landrat, zur Amtsvorsteherin oder wem auch immer direkt ins Büro kommen. Sie signalisieren damit, dass Sie bereit sind, das eigene Territorium zu verlassen. Damit geben Sie freiwillig ein großes Stück Sicherheit auf. Das beeindruckt Ihr Gegenüber und zeigt ihm, dass Sie es ehrlich meinen.

Vor zwei Jahren wurden wir von einem deutschen Netzbetreiber gebeten, seine Kommunikations- und Beteiligungsaktivitäten zu evaluieren. Der Auftraggeber setzte verschiedene Formate zur Bürger- und Stakeholderbeteiligung ein. Wir befragten die Teilnehmer, welche Formate aus ihrer Sicht die größten Wirkungen hatten. Die Überraschung war groß, denn im Ergebnis zeigte sich, dass es das persönliche Gespräch war, das von den Befragten am meisten geschätzt wurde. Entscheidend war der Fakt, dass Mitarbeiter des Netzbetreibers von sich aus in die Behörde, das Büro oder die Redaktion kamen. Einige Interviewpartner betonten, dass direkte Gespräche das wichtigste Beteiligungsformat überhaupt seien und auch bei künftigen Planungen unbedingt eingesetzt werden sollten. Die persönliche Ansprache der Entscheidungsträger führte bei diesen in entscheidendem Maße zu Vertrauensaufbau und sorgte dafür, dass sie die Aktivitäten des Netzbetreibers in der Öffentlichkeit unterstützten, sich als Mittler zur Verfügung stellten oder sich zumindest neutral gegenüber dem Projekt verhielten. Die Interviewpartner betonen: Wenn man sich persönlich kennt und vertraut, lassen sich auch leichter Lösungen finden.

Entscheidend ist letztlich nicht die 1:1-Situation. Wir haben direkte Gespräche auch schon mit 20 Feuerwehrleuten im Dorf geführt. Wichtig ist, dass Sie ihrem Gegenüber signalisieren, dass Sie bereit sind, selbst auf Sicherheit zu verzichten, um mit ihm auf Augenhöhe zu sprechen.

Doch Vorsicht, es gibt Ausnahmen: In hocheskalierten Konflikten sollten Sie es tunlichst vermeiden, z.B. die Einladung zu Bürgerveranstaltungen anzunehmen! Hier geht es nicht mehr um den offenen Austausch auf Augenhöhe. Hier sollen Sie vorgeführt, aus der Fassung gebracht und auf’s Glatteis geführt werden, um allen zu zeigen wie ignorant, unwissend und unfreundlich der Bauherr ist.

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Tipp 5: Finden Sie Unterstützer

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Tipp 3: Überblick verschaffen