Wenn durch gute Planung Verlierer-Regionen entstehen

Wissen Sie, was die Regionalplanung macht? Ich inzwischen schon, denn in dieser Woche moderierte ich die Informationsveranstaltung "Regionalplanung vor Ort" im Nordosten der Uckermark.

Kriterienbasierte Regionalplanung

Die Regionale Planungsgemeinschaft, so heißt die Stelle, die die Regionalplanung macht, konkretisiert die Vorgaben der Landesplanung, wo z.B. Vorranggebiete für einen Freiraumverbund, Vorbehaltsgebiete für die touristische Entwicklung, Vorranggebiete für die Rohstoffgewinnung oder Vorranggebiete für die Windenergienutzung hinsollen.

Alle in einer Planungsregion vorhandenen Flächen werden nach klaren Kriterien bewertet - schließlich soll es gerecht zugehen. Ob eine Region z.B. zu einem Vorbehaltsgebiet Tourismus wird, hängt von Kriterien wie "natürliche bzw. landschaftliche Eignung", "touristische Angebote" oder "Nachfrage der Gäste" ab. Genauso kriterienbasiert wird festgelegt, welche Flächen zu einem Windvorranggebiet werden. Windenergieflächen dürfen z.B. nur dorthin, wo der Abstand zu Siedlungen, zu Vogelschutzgebieten, zu Gewässern oder Flugsicherungsanlagen groß genug ist.

Auswirkungen auf Landschaft und Menschen

Wenn man Tourismusregion wird, hat das dann ganz konkrete, für die Region durchaus positive Konsequenzen. Denn hier hat der Tourismus in der Planung Vorfahrt! Genauso ist die Ausweisung von Windflächen nur in bestimmten Regionen möglich und auch hier hat die Ansiedlung von Windrädern konkrete Auswirkungen auf Landschaft und Menschen.

Sie merken schon, worauf ich hinauswill: Trotz der gerechten, kriterienbasierten Regionalplanung entstehen Pfadabhängigkeiten, die für eine Region sehr positiv sind, während sie eine andere Region massiv benachteiligen - z.B. die uckermärkischen Ämter Brüssow und Gramzow. Obwohl die Landschaft auch hier schön ist, sorgten die natürlichen oder historisch bedingten Vorzüge anderer Regionen dafür, dass diese Region kein Vorbehaltsgebiet Tourismus wurde. Dafür konzentrieren sich in dieser Region viele Windvorranggebiete auf denen immer mehr Windräder gebaut werden.

Pfadabhängigkeit in der Uckermark

Das bedeutet, dass diese Region noch so viele Übernachtungsgäste anlocken oder Fahrradwege zur touristischen Erschließung der Gegend bauen kann, sie wird niemals mehr zur Tourismusregion werden, weil die vielen Windräder dafür sorgen, dass die "natürliche bzw. landschaftliche Eignung" der Region immer weiter abnimmt. Alles nur, weil man einmal auf das falsche Gleis gekommen ist.

Und das empfinden auch die Menschen so, die in dieser Region leben. Er gibt nur noch wenige, die für die Bewahrung der landschaftlichen Schönheiten kämpfen - die meisten Menschen haben aufgegeben und fühlen sich als Verlierer.

Wenn also eine Region durch gerechte, kriterienbasierte Regionalplanung aus Sicht der dort lebenden Menschen zu einer Verliererregion wird, ist es dann nicht an der Zeit, das anzuerkennen und politisch gegenzusteuern?

Neuerfindung der Region

Von der Pfadabhängigkeit wird die Region nicht mehr herunterkommen, aber mit Landesmitteln könnte man die Region dabei unterstützen, sich neu zu erfinden - z.B. als “Energieregion Uckermark”. Und mit Mitteln der Unternehmen, die bislang massiv vom Ausbau der Windenergie in dieser Region profitiert haben, könnte endlich auch in den Dörfern der Uckermark neues Leben geweckt werden. Ein gutes Vorbild für den anstehenden Transformationsprozess könnte die Lausitz sein. Es wird Zeit, den Blick auch einmal in den Norden von Brandenburg zu richten.

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