Tipp 6: Vergessen Sie die Lokalmedien nicht

Praxis-Tipps im Umgang mit Bürgerprotesten

Schauen Sie, welche Zeitungen in der Region gelesen werden und nehmen Sie Kontakt zu den zuständigen Lokalredakteur:innen auf. Am besten suchen Sie die Redakteure in ihrem Büro auf und versorgen sie auch im weiterem Planungsprozess mit guten Informationen, schon vorformulierten Sätzen sowie weiterführenden Links. Das schafft Nähe und spart den Redakteuren Zeit, selbst intensiv zu recherchieren.

Sobald Ihr Projekt in der Öffentlichkeit bekannt wird, wird auch darüber gesprochen werden - in der Zeitung, im Fernsehen und natürlich in den sozialen Medien. Sie können dabei zusehen, was andere über Sie berichten. Sie können aber auch versuchen, die Berichterstattung über Ihr Projekt in Ihrem Sinne mitzugestalten. Insbesondere der direkte Besuch und das exklusive Briefing der Lokalredakteure kann Ihnen hierbei Türen öffnen, die Sie als Fremde/r in der Region dringend brauchen. Doch Vorsicht! Lokalredakteure sind immer auch Teil ihrer Region und fest in den regionalen Beziehungsnetzwerken verwoben. Sie sind also nicht der/die Einzige, der/die Einfluss auf die Berichterstattung nehmen will.

In einem Projekt zur Ansiedlung eines neuen Windparks wurde re:member frühzeitig von der Windfirma in den Planungsprozess eingebunden. Der Windpark war bislang noch kein Thema in der öffentlichen Debatte gewesen, so dass wir einen Zeitvorsprung hatten und die “frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung” gründlich planen konnten. Als erstes recherchierten wir, welche regionalen Tageszeitungen vor Ort erscheinen und wer die zuständigen Lokalredakteure sind. Wir machten Termine und fuhren zu zweit in die Redaktionen. Der erste Redakteur schaute anfangs etwas skeptisch, freute sich aber, dass wir zu ihm gekommen waren und gute Zusammenfassungen, Karten und Schaubilder zum geplanten Windpark mitgebracht hatten. Bei der Lokalredakteurin, die wir danach besuchten, hatten wir dann auch noch das Glück des Tüchtigen. Ihr Sohn arbeitete bei einer Windfirma, so dass sie ein solides Grundwissen besaß und ganz gezielt nachfragte, was vor Ort passieren soll und wie wir die Bürgerinnen und Bürger beteiligen wollen. Am Ende wurde in beiden Lokalredaktionen noch ein Foto mit uns gemacht. Die beiden Zeitungsartikel, die danach erschienen, waren sachlich formuliert und prägten auch in der Folge die Wahrnehmung des Windparks in der Region.

Dieses Vorgehen funktioniert allerdings nur, wenn es in der Region noch keine fest gefügten Positionen gibt. Gibt es bereits einen Konflikt, wird es schwierig! Wahrscheinlich bekommen Sie nicht einmal mehr einen Termin in den Lokalredaktionen. Und die Informationen, die Sie liefern, werden als taktische Finten wahrgenommen, mit denen Sie versuchen, andere zu manipulieren - egal, wie ehrlich Sie es tatsächlich meinen. Der Zeitpunkt, zu dem Sie die Lokalredaktionen kontaktieren, spielt somit eine entscheidende Rolle.

Zurück
Zurück

Tipp 7: Überraschen Sie Bürgerinitiativen

Weiter
Weiter

Tipp 5: Finden Sie Unterstützer